Projekte in der Schweiz
- Projekt "Speak Out" - Jungen MigrantInnen eine Stimme geben!
- Aufbau von Zukunftsperspektiven unbegleiteter Minderjähriger in der Schweiz
- Dokument «Illegale Inhaftierung von Migrantenkindern in der Schweiz: ein Lagebericht»
Projekt Speak Out! - Jungen MigrantInnen eine Stimme geben!
Während ihres Aufenthaltes in der Schweiz haben unbegleitete Minderjährige nur selten die Gelegenheit, auf ihre Situation und die Probleme hinzuweisen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert sind. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) lancierte im Jahr 2010 das Projekt Speak Out!, das diesen jungen Menschen die Möglichkeit gibt, sich Gehör zu verschaffen. Im Rahmen diverser Workshops werden den Teilnehmenden Aktivitäten wie Advocacy-Arbeit, politische Bildung und sozialer Austausch angeboten, darunter:
- Treffen mit nationalen und internationalen Akteuren (jungen Politikern, Vertretern der Bundesverwaltung, der Polizei und des Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR))
- Verfassung einer Charta und Produktion von Videoclips, in denen sie die verschiedenen Aspekte ihres Lebens in der Schweiz veranschaulichen
- Teilnahme an der Eidgenössischen Jugendsession und der Aktion 72 Stunden
2016 lancierte die SAJV das Projekt Speak out! Sans-papiers, eine Plattform zur Partizipationsförderung junger Sans-Papiers, wo sie sich untereinander austauschen und ihre Bedürfnisse formulieren können.
Aufbau von Zukunftsperspektiven unbegleiteter Minderjähriger in der Schweiz
Das Programm wurde 2012 von der Internationaler Sozialdienst (SSI) lanciert und soll unbegleiteten Minderjährigen einen Rahmen bieten, in dem sie Schutz finden, ein Beziehungsnetz aufbauen und Perspektiven für ihre Zukunft entwickeln können - im Herkunftsland, sofern dies möglich ist, oder aber durch eine dauerhafte Lösung in der Schweiz oder einem Drittland.
Die Aufgabe des SSI ist es, die Bemühungen der Kantone bezüglich der Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen zu unterstützen, damit die Schweiz den Anforderungen der internationalen Kinderrechtskonvention (KRK) und den europäischen Empfehlungen auf diesem Gebiet gerecht werden kann. Zu den zentralen Aktivitäten des Programms gehören:
- Die individuelle Situationsabklärung des Kindes in der Schweiz und im Herkunftsland (über das SSI-Netzwerk)
- Interkantonale Fachtreffen zum Austausch von Informationen und Erfahrungen
- Publikation eines Handbuchs für Fachleute über die Betreuung unbegleiteter Minderjähriger
- Mapping der kantonalen Betreuungssysteme
- Verbreitung eines Ratgebers für unbegleitete Minderjährige in der Schweiz: französisch, deutsch, englisch, italienisch, tigrinya, persisch, arabisch
- Projekt «+1 am Tisch»: Begleitung von MNA durch Personen aus der Zivilgesellschaft in der Schweiz
- Gewährung von Stipendien
- Unterstützung bei der Reintegration im Herkunftsland und weitere Betreuung des jungen Begünstigten
Dokument «Illegale Inhaftierung von Migrantenkindern in der Schweiz: ein Lagebericht»
Der im Jahr 2015 durch Terre des hommes - Kinderhilfe publizierte Bericht beschreibt die Situation von Migrantenkindern, die in der Schweiz aufgrund ihres Migrationsstatus festgehalten werden. Das Dokument beruht auf Aussagen der Kantonsbehörden und betrifft Kinder und Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren, da in der Schweiz die administrative Inhaftierung von Kindern unter 15 Jahren gesetzlich verboten ist (Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer - AuG).
Die wichtigsten Erkenntnisse dieses Berichts zeigen auf, dass:
- Administrativhaft gegenüber Kindern verbreitet ist (142 festgenommene Kinder im Jahr 2015)
- auf Kantonsebene detaillierte und verständliche Statistiken zu diesem Thema fehlen
- die Umsetzung des Gesetzes nicht einheitlich und je nach Kanton gar sehr unterschiedlich ist
Terre des hommes empfiehlt besonders:
- die Änderung des Schweizer Bundesgesetzes, damit die administrative Inhaftierung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verboten wird
- die Einführung eines Überwachungssystems auf nationaler Ebene sowie die Bereitstellung umfassender Daten auf kantonaler Ebene
- die Befolgung der Empfehlungen der UN-Kinderrechtskonvention, dass Kinder niemals aufgrund ihres Migrationsstatus inhaftiert werden sollen, sowie die Verbreitung von guten Praktiken für Alternativlösungen zur Administrativhaft in allen Kantonen. Den ungekürzten Bericht finden Sie hier.